Laaaange Version
Den Entschluss, irgendwann einmal in Portugal zu leben und zu arbeiten, fasste ich nach meiner ersten Lissabonreise im Jahre 1986. 20 Jahre später, setze ich dieses Unterfangen nun endlich in die Tat um. Dieses Vorhaben mit der Reife eines guten Rotweins zu vergleichen oder aber als das Hirngespinst eines Träumers, liegt ihnen frei. Im Sinne des Konstruktivismus treffen beide Beschreibungen zu.
Die Sportart Kitesurfen war damals noch nicht erfunden und Windsurfer waren schrecklich langweilig, sie warteten immer nur auf guten Wind, saßen dumm rum, dabei war es doch viel lustiger am Strand Fußball zu spielen und knacke braun zu werden. Von anderen Dingen ganz zu schweigen.
Mittlerweile hat sich meine Meinung glücklicherweise geändert. Strandfußball macht allerdings heute noch genauso viel Spaß wie damals.
Durch die Gründung von Kitekultur erfüllt sich nun mein Traum - in Portugal, mit Menschen zu arbeiten. Und für alle Rotweinliebhaber, der portugiesische Rotwein braucht sich inzwischen vor keinem Barolo, Rioja oder Bordeaux mehr zu verstecken.
Sich erst mit 26 Jahren dem Studium der angewandten Kulturwissenschaften im hohen Norden Deutschlands zu widmen, entsprang dem Wunsche, sich weit weg von zu hause, neu zu „erfinden“. Der Besuch von 10 Schulen und jede Menge Ärger mit bestimmten Institutionen, halfen bei dieser Entscheidung.
Statt der Regelstudiendauer von 10 Semester zog sich das Studium auf fast 20 Semester hin, was mich phasenweise glauben ließ, ich sei mit einer Schnecke verwand.
Die Theorie vom Rotwein ließ sich bei meinen Mitmenschen nur dann noch vertreten, wenn ich ihnen selbigen einflößte. Stolz kam bei dieser Manipulation allerdings nie auf.
Mit 36 Jahren schloss ich das „3 jährige Lebenswerk“ Magisterarbeit ab und erhielt ein erstaunlicherweise gutes Examenszeugnis. Die Welt war für kurze Zeit in Ordnung, als meine Mutter kurz darauf an Krebs starb, war sie wieder zerstört.
Auf Chaos folgt Ordnung und auf Trauer Zuversicht. Die Wissenschaft, durch welche ich dieses Ziel verwirklichen wollte, nannte ich Alltagswissenschaft. Das Konzept wurzelte im Buddhismus, in verschiedenen psychologischen und philosophischen Richtungen und anderen fantastischen Denkmodellen. Die Wissenschaft der Erkenntnis sollte also in ihrer Anwendung dazu dienen, anderen Menschen zu helfen, lästig gewordene Gewohnheiten zu verändern. Die Zielgruppe vorzugsweise Fußballspieler.
Mein berufliches Waterloo hatte ich schließlich im Januar 2003, ein Zweitligist hatte Interesse an meiner Arbeit, dem Trainer gefiel das Konzept sehr gut, und ich erhielt die Chance mich der Mannschaft vorzustellen.
Sie kennen dieses Phänomen vielleicht, Menschen mit Angst riechen anders. Ich roch an diesem Tage anders. Anstatt den Spielern das Wesen der Angst augenscheinlich zu machen und Wege aufzuzeigen, wie sie sich in bestimmten Situationen daraus befreien können, überkam sie mich und fraß mich auf. Selbstmitleid ist eine Eigenschaft, die sich der Geier in uns zu Nutze macht und das übrig gebliebene Häufchen Elend langsam in der Wüstensonne verdursten zu lassen, bevor er sich an den Resten vergnügt.
Wie ein Wunder überlebte ich diesen Aufprall in die Wirklichkeit. Dass was ich aus 10 Jahren Studium und 2 Jahren Forschung mitnehme ist die Erkenntnis, dass die Landkarte nicht das Territorium ist und theoretisch vieles möglich ist, was leider praktisch am durchführenden Subjekt scheitert.
Erwähnenswert ist auch noch der Umstand, dass dieser Trainer, welcher das Konzept so sehr schätzte, ein sehr guter Freund von Jogi Löw ist (fast wäre er Co-Trainer geworden) und davon ausgegangen werden kann, dass Jogi Löw das Konzept seiner Zeit weiter gereicht bekommen hat. Wie können Sie sich sonst den Erfolg der Nationalmannschaft erklären.
560 Worte um zum Kitesurfen zu gelangen.
Mit 39 Jahren fing ich an die Welt des Kitesurfens zu entdecken. Bei welcher Schule ich das Kitesurfen gelernt habe, bleibt hier mein Geheimnis, denn der Kurs war unterirdisch. Immerhin bekam ich eine VDWS Lizenz mit 3 Steps ausgehändigt.
Ein Dasein als Kitelehrer schien der letzte Ausweg für mich zu sein. Schließlich verfügte ich über profunde theoretische Kenntnisse. Die Praxis würde ich schon irgendwie lernen. So fasste ich den Entschluss Lehrer zu werden, bevor ich überhaupt Höhe halten konnte. Ich kaufte mein Material bevor ich Tubekites von Softkites unterscheiden konnte, sowie ich schon mit dem Auto in die Fahrschule fuhr.
Und wie es im Leben dann so ist begann der Mensch, für den ich 2 Jahre lang schulte, genauso chaotisch.
Es gibt geordnetes Chaos und chaotische Ordnung! Welcher Typ sind Sie???
Chaos ist Beschreibung von etwas, dass für den Betrachter in keine Ordnung gebracht werden kann. 4 oder 5 Flugleinen, die wild durcheinander vor dem Kiter liegen, symbolisieren für mich das Chaos des Kitesurfens. Leinensalat passiert, wenn ein Schüler seine Ordnung verloren hat.
Fangen Sie jetzt bitte nicht an, diese Zeilen als Wortsalat zu betrachten, sie haben schließlich auf den kleinen Hinweis „über mich“ geklickt. Und bevor ich die „Über mich Seite“ beende, möchte ich Sie noch darauf hinweisen, dass Sie das ganze in Kurzform hätten haben können. Für Menschen die keine Zeit haben
Wie sie inzwischen festgestellt haben werden, ich bin Experte für Lernwelten, Spezialist für kleine und große Dummheiten. Inzwischen erwachsen daraus und in der glücklichen Lage anderen Menschen alternative Wege zu zeigen, um sich beim Lernen spielerisch selbst zu begegnen.
Darüber hinaus verfüge ich natürlich noch über eine Reihe anderer außergewöhnlicher Eigenschaften, von welchen sie sich allerdings vor Ort ein Bild machen müssen, denn ich verabschiede mich nun von ihnen und freue mich auf ein Kennen lernen in Lissabon.
Ihr Holger Beyer